»Die Bolschewiki hatten keine Vorstellung von einem korrekten sozialistischen Wirtschaftsprogramm.
Für diesen eklatanten Mangel in der marxistischen Theorie waren die Bolschewiki nicht allein verantwortlich.
Seit Marx‘ ‚Kritik des Gothaer Programms‘ und Engels‘ ‚Anti-Dühring‘ hatte sich kein Marxist mehr mit dieser Frage beschäftigt.«
L. L. Men
Das Buch »Was ist Sozialismus?« von L. L. Men analysiert die wirtschaftlichen und politischen Strukturen sogenannter „sozialistischer“ Staaten aus einer marxistischen Perspektive. Im ersten Teil untersucht der Autor, inwiefern Länder, die sich als sozialistisch bezeichnen, tatsächlich kapitalistischen Mechanismen unterliegen.

Dabei legt er dar, dass trotz staatlicher Kontrolle über Produktionsmittel die grundlegenden Prinzipien des Kapitalismus – insbesondere die Wertproduktion und die Verteilung über den Markt – weiterhin bestehen. Im zweiten Teil betrachtet das Buch die Russische Revolution von 1917 bis 1921 und deren Entwicklung hin zur Konterrevolution. L. L. Men argumentiert, dass die Bolschewiki es versäumten, ein ökonomisches Programm umzusetzen, das eine wirkliche Überwindung kapitalistischer Strukturen ermöglicht hätte. Anhand historischer Ereignisse wie der Niederschlagung des Kronstädter Aufstands zeigt er, wie sich die Revolution letztlich gegen ihre ursprünglichen Ziele richtete.
Für L. L. Men bedeutet Sozialismus die bewusste Abschaffung des Wertgesetzes und des Marktes zugunsten einer direkten gesellschaftlichen Planung der Produktion. Anstelle der kapitalistischen Verwertung von Arbeit setzt er auf eine Wirtschaft, die auf der Berechnung der Arbeitszeit als zentrales Maß für Produktion und Verteilung basiert. Dabei wird die Produktion nicht mehr durch Marktmechanismen reguliert, sondern durch eine direkte Abstimmung zwischen den Produzenten und Konsumenten auf Grundlage der geleisteten Arbeitszeit. Diese Arbeitszeitrechnung ermöglicht es, die Kontrolle über die gesellschaftliche Produktion kollektiv auszuüben und die Verteilung der Güter nach einem Prinzip der Gleichheit und Notwendigkeit zu organisieren.
Das Werk verbindet eine werttheoretische Analyse mit einer historischen Untersuchung und setzt sich kritisch mit verschiedenen Theorien über die Wirtschaftsform der „sozialistischen“ Staaten auseinander. Es richtet sich an Leser, die sich mit marxistischer Ökonomie, Kapitalismuskritik und der Geschichte sozialistischer Bewegungen auseinandersetzen möchten.
ISBN 978-3-00-075565-1
Hardcover, 253 Seiten, 18 €
Red & Black Books 2023